Sieht man immer was man tut? Wie sich Handlungen auf die visuelle Wahrnehmung auswirken
Peter Wühr
ISBN 978-3-89722-486-5
170 Seiten, Erscheinungsjahr: 2000
Preis: 40.50 €
Die menschlichen Wahrnehmungsfähigkeiten interagieren auf vielfältige
und teilweise komplexe Weise mit unseren Bewegungen und Handlungen.
Oftmals profitiert unsere Wahrnehmung. Ein offensichtliches Beispiel
stellen Kopfbewegungen dar, die unsere Augen und Ohren positionieren, um
die Lokalisation und/oder Identifikation von Umweltereignissen zu
erleichtern. Demgegenüber zeigen weitere Beobachtungen, daß die Planung
und Ausführung von Bewegungen auch negative Auswirkungen auf unsere
Wahrnehmungsfähigkeiten hat. Beispielsweise ist die Fähigkeit zur
Identifikation von Buchstaben kurz vor und während der Ausführung von
einfachen Tastendruckreaktionen deutlich reduziert. Mit der Untersuchung
derartiger "Interferenzen" zwischen Prozessen der Planung und Steuerung
einfacher Handlungen einerseits und der perzeptuellen Verarbeitung
andererseits, versucht man Einblick in die funktionalen Grundlagen der
Handlungssteuerung und der Wahrnehmung zu gewinnen. Zu diesen
funktionalen Grundlagen zählen die kognitiven Repräsentationen von
Handlungen und Wahrnehmungsinhalten sowie die Verarbeitungsprozesse, die
diese Repräsentationen erstellen und auf ihnen operieren.
Die vorliegende Arbeit untersucht sowohl unspezifische als auch
spezifische Einflüsse der Planung und Ausführung einfacher Handlungen
auf die gleichzeitige Identifikation visueller Reize. Unspezifische
Einflüsse sind solche, die für prinzipiell beliebige Kombinationen von
Handlungen und Reizen auftreten. Spezifische Einflüsse sind dagegen
solche, die nur für bestimmte Kombinationen von Handlungen und Reizen
auftreten. Im theoretischen Teil der Arbeit wird zunächst ein
funktionales Modell der Schnittstelle zwischen Wahrnehmung und Handlung
beschrieben, das sowohl unspezifische als auch spezifische Einflüsse von
Handlungen auf die Reizverarbeitung erwarten läßt. Im empirischen Teil
werden verschiedene Vorhersagen des Modells in insgesamt acht
Experimenten getestet. Die Ergebnisse deuten zunächst auf überlappende
Repräsentationen von Handlungen und Wahrnehmungsinhalten hin.
Darüberhinaus liefern die Ergebnisse auch Hinweise auf ähnliche
funktionale Prinzipien bei der Steuerung von Handlungen und der
Verarbeitung von Wahrnehmungsinhalten.